Belfast – Vielleicht die beste Stadt der Welt (Teil I)

Belfast wird oft mit zwei tragischen historischen Ereignissen in Verbindung gebracht: der Jungfernfahrt der Titanic und dem Nordirlandkonflikt. Als Urlaubs-Destination unterschätzt, wird die Stadt (hoffentlich) noch länger ein Geheimtipp bleiben.

 

Prunkvolle Gebäude, ein berauschendes Nachtleben und tolle Möglichkeiten für einen Einkaufsbummel – Belfast hat alles, was ein Touristenherz höherschlagen lässt. Die Stadt selbst lässt sich in 2-3 Tagen gut erkunden. Wer clever ist, legt noch den einen oder anderen Tag drauf und macht Ausflüge in das sehenswerte Umland. In dieser Blogserie werden Sie die verschiedenen Seiten und Facetten von Belfast kennen lernen.

 

Belfaster Rathaus und Linen Quarter

Ein guter Startpunkt für eine Besichtigungs-Tour ist das Belfaster Rathaus am Donegall Square. Von Juni bis September können Sie an einer einstündigen Gratis-Führung teilnehmen und sich die Geschichte des prunkvollen Gebäudes näherbringen lassen. Nach der Führung lädt der Rathauspark zum Spazieren und Verweilen ein.

Das Grundstück auf dem das Rathaus errichtet wurde, ist selbst reich an Geschichte. Das Areal war einst ein architektonischer Garten eines Schlosses. Im Jahr 1778 wurde exakt an dieser Stelle die White Linen Hall errichtet, die als Markthalle für weiße Leinenwäsche diente. Zu dieser Zeit wurde in Belfast in Massen Leinen produziert. In Belfast alleine gab es 900.000 Spindeln mit denen Leinen erzeugt wurde. Somit war Belfast die Nummer eins unter den leinen-produzierenden Städten und verdiente sich so den Spitznamen ‘Linenopolis‘.

Im Jahr 1888 wurde Belfast von Queen Viktoria zur Stadt ernannt. Daraufhin wurde das heutige Rathaus errichtet und 1906 eröffnet. Das Rathaus ist heute von einigen prunkvollen Gebäuden des frühen 20. Jahrhunderts umgeben, ein Beispiel ist die Scottish Temperance Institution. Hinter der City Hall erstreckt sich das sogenannten „Linen Quarter“ (deutsch: Leinen-Viertel), dessen Namen an die unzähligen Produktionsstätten in dieser Umgebung erinnert.

 

Tipp: Die Linen Hall Library gegenüber des Rathauses ist einen Besuch wert. Die Bibliothek wurde 1788 gegründet und war ursprünglich Teil der White Linen Hall, daher auch ihr Name. – Das Gebäude in dem die Bibliothek heute untergebracht ist, wurden in den 1860iger Jahren erbaut und war früher ein Lagerhaus für Leinen. Die Bibliothek hat eine umfassende Sammlung an Büchern über regionale Geschichte und ist daher auf jeden Fall einen Besuch wert.

 

 

 

Vom Belfaster Rathaus zum Cathedral Quarter

Wenn Sie das Belfaster Rathaus besucht haben, können Sie in jeder Himmelsrichtung auf Erkundungstour gehen. Als ich selbst am Haupttor des Rathauses stand, war es für mich am verlockendsten die Hauptstraße Donegall PI hinunter zu spazieren. Was sofort ins Auge sticht: Auf beiden Straßenseiten stehen riesige Segel aus Metall und Stoff. Jedes dieser Segel steht für ein Schiff, dass in Belfast erbaut wurde, wie die Titanic oder die Laurentic.

In der Donegall PI finden sich unzählige Geschäfte. Da konnte ich einfach nicht widerstehen. Ich ging in einen Souvenirladen und kaufte mir dieses dunkelgrüne T-Shirt auf dem in weißen Lettern geschrieben steht: Belfast – Vielleicht die beste Stadt der Welt. Nach meinem Einkauf bog ich von der Hauptstraße in die Castle Lane ab. Hier befindet sich das Einkaufszentrum Victoria Square. Auch wenn Sie nicht vorhaben hier einzukaufen, sollte Sie sich doch die Skulptur vor dem Gebäude ansehen – die Skulptur namens ‚Spirit of Belfast‘.

Über Corn Market und Castle PI kehrte ich auf die Hauptstraße zurück. Hier wo die Donegall PI in die Royal Avenue übergeht, ist der Blick auf die City Hall umwerfend. Die Häuser und die „künstlichen Segel“ der Straße umrahmen die City Hall in der Ferne, ein schöner Schnappschuss.

Ich bleibe auf der Royal Avenue, wo links gleich das nächste Shopping-Center auftaucht – Castle Court. Nach einem kleinen Einkaufsbummel setze ich meinen Spaziergang in der Seitenstraße Rosemary Street fort. Hier komme ich an der ersten Presbyterianischen Kirche Belfasts vorbei, die 1644 errichtet wurde. Zugegeben, das Gebäude hat äußerlich mehr von einer Villa als von einer Kirche.

Von der Rosemary Street gelange ich in die Waring Street, wo ich links in die Donegall Street einbiege. Hier ist die Sehenswürdigkeit, auf die ich es abgesehen habe: St. Anne’s Cathedral. Der Bau der romanischen Kathedrale wurde 1899 begonnen. Doch eigentlich stand an diesem Platz bereits eine Kirche: Die St. Anne Parish Church. Damit die Gottesdienste dieser Kirche weitergehen konnten, wurde die Kathedrale anfangs darum herum gebaut. Doch am Ende musste die Kirche etwas größerem und besserem weichen. Die St. Anne Parish Church wurde im Jahr 1903 abgerissen.

Gegenüber der St. Anne’s Cathedral liegt ein großer Platz – der Writers‘ Square. Hier sind Zitate von regionalen Autoren in den steinernen Boden gemeißelt, Autoren wie Robert Lloyd Praeger, W.R. Rodgers and Roy McFadden. Die Zitate vermitteln einen Eindruck über das Leben im Belfast im frühen 20. Jahrhundert. Wie es Thomas Carnduff (1886-1956) ausdrückte:

 

Von den Schatten nächtlichen Schlafens,

Bis zum Ertönen des Horns im Hafen;

Königin des Nordens, wir rufen deinen Namen,

Wir die wir aus Belfast kamen. (freiübersetzt)

 

Ohne mir dessen völlig bewusst zu sein, hatte ich durch mein Umherschlendern das Cathedral Quarter gefunden – benannt nach der St. Anne’s Cathedral. Hier in diesem Viertel, fühlen sich viele Künstler und Handwerker zu Hause. Einmal im Jahr feiern sie das ‚Cathedral Quarter Arts Festival‘ am Writers‘ Square. In den engen, gepflasterten Straßen und Innenhöfen des Viertels sind viele Pubs und Restaurants versteckt. Umgeben von Street Art an den Hauswänden und Lichterketten über den Köpfen, ist die perfekte Kulisse für eine Nacht in Belfast geschaffen.

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